Wunderschönes gibt es auf dieser Erde zu entdecken. Dazu muss man nicht einmal weit reisen, denn direkt vor unserer Nase finden sich wahre Schätze der Natur. Zu diesen Kleinodien zählt beispielsweise das Naturschutzgebiet Gipshügel in Sulzheim.
Auf Einladung der Grünen machte sich eine Gruppe Neugieriger auf den Weg nach Gerolzhofen, um sich dort vom kompetenten Vollprofi durch die schützenswerte Landschaft führen zu lassen. Wer an eine stramme Wanderung gedacht hatte, wurde allerdings enttäuscht, denn alle paar Meter blieb man stehen, um sich einer weiteren Pflanze zuzuwenden, die hohe Ansprüche an ihren Standort stellt und deshalb selten oder äußerst selten geworden ist. Jede Menge Kandidaten der Roten Liste…
An den Nährstoffmangel haben sich einige Pflanzen angepasst, so etwa Küchenschelle und Adonisröschen, aber auch Hirtentäschel, Steppenwolfsmilch, Federgras oder Traubenhyazinthe. Die Botaniker unter den Besuchern schwebten jedenfalls im Siebten Himmel! Zwischen den Hügeln mit ihrem Magerrasen dann fette Auen, weil der Unkenbach immer wieder über die Ufer tritt und fruchtbares Sediment ablagert.
Auch zur Entstehung dieser besonderen Landschaft konnte Herr Rößner interessant und aufschlussreich erzählen. Ganz, ganz früher im Mittleren Keuper gab es hier ein Meer – wenn auch noch keine Menschen, die sich am Strand mittels ausgelegter Handtücher Liegen reservierten. Dafür eine ständig wandernde Küstenlinie und episodische Überflutungen. Wegen des warmen und trockenen Klimas verdampfte das Wasser und zurück blieben Minerale. Mit der Zeit entstand eine zehn Meter dicke Gipsschicht, die später der fränkischen Industrie gute Dienste tat und tut.
Bei Gips handelt es sich um ein wasserlösliches Calcium-Sulfat. So hat eindringendes Regenwasser leichtes Spiel und kann unterirdisch Höhlen auswaschen, die dann so manches Mal einstürzen. Es entstehen Erdfälle und Dolinen, dazwischen bleiben Hügel stehen. In den Senken sammelt sich Wasser, das nicht abfließen kann.
Auf der anderen Seite des Dorfes wird noch immer im Tagebau Gips gewonnen. Der findet dann Verwendung als Gipsbein nach der Skiwoche, als Gebissabdruck für die Zahnreparatur, als Augenschmaus in Form von Stuck oder als Zusatzstoff für Lebensmittel. Das erstaunte die Anwesenden sehr, aber offenbar enthalten Backwaren eigentlich immer Gips. Dort, wo aller Gips abgetragen ist, renaturiert man das Gelände, wobei neue Landschaftsformen und -typen entstehen.
Ein sehr beeindruckender Ausflug in eine spannende Welt. Wer möchte, kann das Gelände auch ohne Führung erkunden, es stehen zahlreiche Tafeln zur Erläuterung dort. Allerdings ersetzen sie nicht wirklich den fachkundigen Vortrag des Experten. Die Teilnehmer waren jedenfalls sämtlich begeistert und haben noch beim anschließenden Schlusshock geschwärmt.
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