… die Essays von Elisabeth Dauthendey zu frauenpolitischen Fragen.
„Das Weib denkt“ – das ist der Titel eines Buches mit Texten von Elisabeth Dauthendey, einer frühen Frauenrechtlerin, das dieses Jahr im Mittelpunkt der Veranstaltungsreihe des Vereins „Würzburg liest e.V.“ stand.
Schon in den vergangenen Jahren beteiligte sich die Kürnacher Landtagsabgeordnete Kerstin Celina regelmäßig mit eigenen Aktionen an den Vorleseaktionswochen. Vor zwei Jahren brachte sie „Würzburg liest ein Buch“ das erste Mal nach Kürnach; in diesem Jahr luden die ehemalige Gemeinderätin und Co-Vorsitzende der KürnachSPD, Ilse Gebhardt-Gögercin, und sie gemeinsam ein zur literarischen Lese- und Diskussionsveranstaltung im BieberBau.
Mit zwei weiteren Weggefährtinnen, der Bezirksrätin Christina Feiler (Bündnis 90/Die Grünen) und der ehemaligen Kreisrätin Marion Reuther (SPD) sprachen sie über die vor über einhundert Jahren zu Papier gebrachten Aufsätze „Die Geschlechter“ und „Unweiblich“ von Elisabeth Dauthenedy. Beide sind immer noch erschreckend modern.
Ilse Gebhardt-Gögercin gab zunächst einen spannenden Einblick in die interessante Biographie von Elisabeth Dauthendey, der Halbschwester des Dichters Max Dauthendey, dessen Name in Würzburg in einer Straße, einer Grundschule, einer Gesellschaft, einem Veranstaltungssaal u.Ä. verewigt ist, während Elisabeth kaum bekannt ist, obwohl sie mehr Veröffentlichungen vorzuweisen hat als ihr Halbbruder.
Elisabeth war das jüngste Kind aus der ersten Ehe ihres Vaters, des angesehenen Hoffotografen von Zar Nikolaus I., und kam 1854 in Sankt Petersburg zur Welt. Ihre Mutter, die kurz nach Elisabeth Geburt Selbstmord beging, stammte aus einer ursprünglich jüdischen Familie, die allerdings bei ihrer Einreise nach Russland 1820 bereits zum russisch-orthodoxen Glauben konvertiert war. Unter der nationalsozialistischen Herrschaft nützte dies Elisabeth allerdings wenig und sie galt als Halbjüdin, deren literarischen Erzeugnisse nicht mehr verlegt wurden und die selbst in bestimmten gesellschaftlichen Kreisen zu einer Person „non grata“ degradiert wurde. Max stammte aus der zweiten Ehe seines Vaters mit einer Arierin und hatte deshalb keinerlei Probleme mit seiner literarischen Karriere. Da auch Max` Mutter früh verstarb, kümmerte sich Elisabeth zeitlebens um die Erziehung und das Wohlergehen ihres Halbbruders. Sie setzte sich ihrem Vater gegenüber durch, dass sie das Lehrerinnenseminar besuchen durfte und unterrichtete einige Jahre vorwiegend als Hauslehrerin bei wohlhabenden Familien u.a. in England. Ende des 19. Jahrhunderts begann sie mit dem Schreiben, neben dem oben erwähnten Essay verfasste sie auch einen Roman, zahlreiche Novellen, Märchen und Gedichte.
Im lauschigen Innenhof des Cafés von Michael Bieber in Kürnach entspann sich bald eine angeregte Diskussion mit den zahlreichen Zuhörinnen und Zuhörern, von denen sich viele mit eigenen Erfahrungen und Erlebnissen einbrachten. Die Forderung von Elisabeth Dauthendey, Frauen und Männer unabhängig von ihrer geschlechtlichen Einordnung eine freie Entscheidung über ihren Lebensweg zu ermöglichen, sie nicht in traditionelle Rollen zu pressen und sich nicht in traditionelle Rollen pressen zu lassen weckte grosses Interesse bei den etwa 30 Besucher*innen. Die mitgebrachten Exemplare des Buches, die die Veranstalterinnen verschenkten, waren jedenfalls schnell vergriffen.
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