Würzburger Grüne fordern wirksame Maßnahmen zur Klimaanpassung und Hitzevorsorge.
Die hohen Temperaturen der vergangenen Tage mit Hitzerekorden auf der ganzen Welt zeigen, dass das Thema der gemeinsamen Veranstaltung der Kreisverbände Würzburg-Stadt und Würzburg-Land von Bündnis 90/ Die Grünen nicht hätte aktueller sein können, so Simone Artz, Kreisvorsitzende der Grünen Würzburg-Stadt, in ihrer Begrüßung.
Christian Kühn, Abgeordneter des Deutschen Bundestags und Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium, berichtete über die Notwendigkeit von Klimaanpassung. „Wir müssen mehr grün in die Stadt bringen, das sieht man hier am QR-Platz in Würzburg besonders“, so Kühn. Es gehe darum die grüne Infrastruktur überall weiterzuentwickeln. Dies beinhaltet Fassaden- und Dachbegrünung, Gebäude verschatten sowie Landschaften, Gebäude und Städte schwammfähig zu gestalten. Doch auch den Zugang zu Wasser durch Trinkwasserbrunnen zu ermöglichen, gehört zu Klimaanpassungsmaßnahmen, die in Städten notwendig sind. Klimaanpassung sei eine planerische Aufgabe, die die Kommunen zwar umsetzen müssen, hierfür allerdings Unterstützung benötigen. Die Maßnahmen müssten von Bund und Ländern gemeinsam finanziert und unterstützt werden. Kühn blickt dabei in die Zukunft und wünschte sich, dass Klimaanpassung eine „Gemeinschaftsaufgabe mit einer grünen Landesregierung in Bayern wird. Dies ist vor allem auch deshalb nötig, weil Klimaanpassung uns in Zukunft dauerhaft begleiten und mehr Aufklärung hierfür benötigt wird“, so Kühn. Beispielhaft nannte er den bundesweiten Hitzeplan. Kühn: „Es wird wichtig zu lernen, wie man mit extremen Hitzeereignissen umgeht. Würzburg hat hierbei bereits einen Vorbildcharakter, da hier schon viel geleistet wird.“
Auch Würzburgs Klimabürgermeister Martin Heilig erwähnte in seiner Rede, dass in seiner Zeit im Rathaus bereits einiges auf den Weg gebracht wurde und Würzburg viele Maßnahmen zur Klimaanpassung bereits umsetze. Als Grund hob er motivierte Mitarbeiter und eine starke grüne Stadtratsfraktion hervor. Heilig sprach dennoch von einer weiterhin großen Herausforderung bei der noch viel zu tun sei, was auch an Würzburgs Kessellage und starken Versiegelung liegt. Dies kann jedoch nur mit einer unterstützenden Bundes- sowie Landesregierung gelingen. Heilig: „In der Bundesregierung wurde glücklicherweise der Boost eingeschaltet, um Klimaschutz und auch Klimaanpassung zu machen.“
Christina Feiler, Physiotherapeutin und Bezirksrätin, nahm die Menschen in den Blick, die von enormer Hitze besonders betroffen sind. Vielen Menschen entgeht die Möglichkeit an gesellschaftlichen Aktivitäten teilzunehmen, wenn sie nicht fit und vital genug sind um bei extremen Temperaturen raus zu gehen. „Die Lebensqualität dieser Menschen leidet unter dieser Hitze enorm“, so Feiler. „Insbesondere Menschen mit Behinderung sowie ältere Menschen haben es unter diesen Umständen schwer.“
Bezirksrat Gerhard Müller, der unterfränkische Spitzenkandidat für die Bezirkswahl am 8. Oktober berichtete von Herausforderungen bei seiner praktischen Arbeit als Neuropsychologe, die mit steigenden Temperaturen einhergehen. Viele seiner Patienten sind durch Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Schädel-Hirn-Verletzungen sowie Schlaganafallpatienten besonders hitzeempfindlich und gefährdet. Müller mahnte: „Wir müssen auf diese Menschen besonders aufpassen, vor allem ältere Menschen und ihnen aktiv Hilfe anbieten.“
Auch Anja Baier, Kreisrätin und 3. Bürgermeisterin aus Karlstadt, Intensivkrankenschwester und Landtagskandidatin, forderte: „Wir müssen auf alle Menschen achten, vor allem auch die, die sich nicht vor Hitze schützen können“. Explizit erwähnte Baier Wohnungslose und forderte Hitzeschutzräume in Städten. Baier nahm zudem auch die Auswirkungen des Klimawandels in den Blick, die uns langfristig beschäftigen werden und man noch nicht unmittelbar mit dem Klimawandel in Verbindung bringt, beispielsweise erhöhte Zeckenaktivitäten, Tropen-Insekten, Zoonosen oder vermehrte Schimmelbildung in Gebäuden aufgrund von Starkregenereignissen.
Der Würzburger Landtagsabgeordnete Patrick Friedl berichtete von den immer wieder auftretenden Schwierigkeiten in seiner 15-jährigen Tätigkeit als Stadtrat Klimaanpassungsmaßnahmen durchzusetzen, wenn eine konservative Mehrheit Begrünungen ablehnt und beispielsweise jüngst im Haushaltsplan die Mittel für drei Bäume vor dem Rathaus streichen wollte, „was wir verhindern konnten“. Friedl betonte, dass Hitze vor allem in den Städten erhebliche Probleme bereiten werde. „Dies zu ignorieren, ist unverantwortlich von Söder und seiner Staatsregierung.“. Bezug nahm der Landtagsabgeordnete auf ein Interview der bayerischen Sonderbeauftragten für Klimaresilienz, die zurecht warne, dass Hitze völlig unterschätzt wird, „eben auch von der Bayerischen Staatsregierung“. Patrick Friedl: „Alle Städte und Gemeinden, auch kleine Kommunen, müssen sich dringend an den nötigen Hitzeschutz machen. Hierfür brauchen wir wirkungsvolle Förderprogramme für alle Maßnahmen und die Kommunen müssen davon auch erfahren. Die Projektphase muss in Bayern endlich zu Ende gehen, bei Hitzeschutz genauso wie bei Sturzflutvorsorge. Denn es geht um den Schutz und die Gesundheit der Bevölkerung.“ Friedl gab den Zuhörer*innen abschließend mit auf den Weg sich bei der Landtags- und Bezirkswahl im Herbst zu fragen, ob die derzeit Verantwortlichen in der Staatsregierung die Richtigen sind, um diese Probleme anzupacken. Friedl: „Wir sind bereit die Verantwortung zu übernehmen und wirksame Klima-Lösungen durchzusetzen.“
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